Seminarwoche: Ungleichheitsforschung quo vadis?


Von Sigrid Mairhofer

Die Seminarwoche bildet den Auftakt für die 2 ½ Wochen in Alpbach und es war für mich alles andere als leicht mich für eines der vielen tollen Angebote zu entscheiden. Da ich derzeit ein Forschungsdoktorat besuche und auch aufgrund der interessanten Biographien der Vortragenden habe ich mich schließlich in das Seminar „Ungleichheitsforschung quo vadis?“ eingeschrieben.

Das Seminar beschäftigt sich aufbauend auf sozialwissenschaftliche Erkenntnisse der letzten Jahrzehnte mit der theoretischen und empirischen Erfassung sozialer Ungleichheiten in der heutigen Zeit. Ein wichtiger Schwerpunkt des Seminars ist die Diskussion sozialpolitischer Maßnahmen zur Reduzierung von Ungleichheiten.

Bereits am ersten Tag stellte sich mir die Frage wie in total überfüllten Seminarräumen ein aktives Mitgestalten möglich sein kann und wie viele Teilnehmer/-innen sich wohl für dieses Thema begeistern werden. Doch anders als von mir erwartet kam ich am ersten Nachmittag in einen fast leeren Raum.

Während im Nachbarraum beim Seminar „digital divide“ an die 80 Teilnehmer/-innen um die viel zu wenigen Sitzplätze kämpften und selbst der Flur noch zum Klassenzimmer wurde, so saßen wir als kleine überschaubare Gruppe von 10 Personen zusammen und lernten uns in aller Ruhe kennen. Und so war es entgegen meiner Befürchtung überhaupt kein Problem ins Gespräch zu kommen und sich aktiv zu verschiedenen sozialpolitischen Themen auszutauschen.

Jeder Tag widmete sich einem anderen Themenschwerpunkt und nach einer umfangreichen theoretischen Einführung in die Themen Bildung, Gesundheit, Gender usw. folgte stets ein reger Austausch und eine inspirierende Diskussion, wie Ungleichheiten reduziert werden können und was die Sozialpolitik, aber auch wir selbst, zur Reduzierung von Ungleichheiten tun können.

So bunt wie die Hintergründe der Teilnehmer so verschieden ihre Ideen

Wir waren eine sehr bunt gemischte Gruppe, verschiedene Nationen und verschiedene Professionen trafen aufeinander. Und gerade diese Vielfältigkeit machte unseren Austausch so inspirierend und führte auch dazu, die eigene Meinung zu bestimmten Themen gänzlich zu hinterfragen und über den eigenen Tellerrand hinauszusehen. Während beispielsweise wir Sozialwissenschaftler für andere einfach zu komplex dachten und um das Problem „rumredeten“, so waren für uns einige Wirtschaftswissenschaftler „zu einfach“, es entsprach nicht unserer Logik ein so komplexes Problem mit wenigen Variablen darzustellen. Und ebenso interessant war der Austausch zwischen den Nationen, während beispielsweise das „Bedingungslose Grundeinkommen“ für Österreicher u.a. als Möglichkeit der Finanzierung ehrenamtlicher Tätigkeiten gesehen wurde, so fanden es Studierende anderer Länder beschämend öffentliche Gelder zu verwenden oder sprachen über ein System, dass ausgenutzt werden müsse, da es kulturell als „klug“ angesehen wird nichts zu tun. Und auch hier sind wir wieder beim Thema Ungleichheit. Europa ist ungleich, die Welt ist ungleich und gerade diese Ungleichheit und Vielfältigkeit bringt zwar viele Schwierigkeiten und auch Ungerechtigkeiten mit sich, doch macht uns nicht genau diese Ungleichheit auch so einzigartig und bietet eine Chance für Veränderung und ist unser Motor?

Viele Fragen wurden in diesem Seminar aufgeworfen und viele Fragen blieben auch offen. Mit einem Koffer voller neuer Gedankengänge und einigen neuen interessanten Kontakten blicke ich auf eine spannende und abwechslungsreiche Seminarwoche zurück.