Auf dem Forum Alpbach kann man sich nie sicher sein, wer einem beim Essen gegenübersitzt oder wen man gerade kennengelernt hat. Ist die Person gegenüber eine Stipendiatin aus England? Oder vielleicht eine Professorin? Sie könnte aber auch von der UN sein … Ich frage am besten mal nach.
Solche Situationen ergeben sich häufig und unbeabsichtigt. Ehe man sich versieht, diskutiert man mit Philippinern über die Auswirkungen des Klimawandels oder mit UN-Abgeordneten über Auswirkungen von UN-Projekten auf verschiedenen Kontinenten. Das ist die unvorhersehbare Schönheit Alpbachs. Von zwei solchen Erfahrungen möchte ich berichten.
Monika Kofler lernte ich auf der Career Lounge kennen, ein organisiertes Event des CASA. Ich fand ihren Lebensweg und ihre aktuelle Position spannend. Am Event blieb uns nicht genügend Zeit für alle aufkommenden Fragen. Wir setzten das Gespräch am nächsten Tag bei einem Kaffee im Kongresszentrum fort. Monika studierte ursprünglich Medizinische Informatik in Oberösterreich. Nach anderen unzähligen Erfahrungen ist sie jetzt Developerin bei Amazon. Drei Tage nach unserem Gespräch ist sie von Edinburgh nach Texas gezogen, um an einem neuen Projekt zu arbeiten.
Diese Erfahrungen lassen mich selbst über meinen vergangenen und zukünftigen Lebensweg nachdenken. Hätte ich mir vor einem Jahr vorstellen können, dass ich mal nach Alpbach komme? – Undenkbar. Wo werde ich in Zukunft arbeiten … Amazon? – Vorstellbar.
So kann man nicht nur spannende Lebenswege von Expertinnen aus der Berufswelt kennenlernen, sondern in vieler Hinsicht sind wir Stipendiaten die Experten selbst. Ich selbst hatte besonders interessante Gespräche mit einer jungen Autorin und einem jungen Filmproduzenten. Es faszinierte mich, wie sie ihrer Passion folgen und gleichzeitig gesellschaftskritisch und -verbessernd denken. Theodora Bauer veröffentlicht bald ihr viertes Buch „Chikago“. Dominik Spitaler studiert an der Filmakademie und ist laufend bei neuen Projekten am Set. Ob sie in den folgenden Jahren zu den bekannten Künstlern gehören werden, können beide nicht mit Gewissheit sagen. Jedoch wissen sie, dass es sich lohnt, es herauszufinden.
Wieder regt die Konversation zum Reflektieren an. Folge ich meiner Passion? – Wahrscheinlich. Werde ich irgendwann erfolgreich sein und was heißt das für mich? – Würde ich das wissen, wäre es nicht mehr spannend.
Meist braucht es nur etwas Mut, den ersten Schritt zu machen, und schon erschließen sich spannende Diskussionen, neue Ideen und Welten. Alpbach, das Dorf der Denker und unerwarteten Konversationen. Ich hoffe, wir können ein Stück des Forums mit nach Hause nehmen – Erinnerungen, Erfahrungen, Ideen und die Suche nach dem Diskurs. Spannende Menschen gibt es überall. Meistens sind es nicht nur ihre Institutionen oder Positionen, sondern der Lebensweg und die Erfahrungen dazwischen. Mit Sicherheit ergibt sich die Situation, dass man die Person gegenüber nicht kennt. Ich frage am besten mal nach …
Andreas Langes