Im Rahmen der sogenannten Wiederkehrerstipendien durfte ich bereits zum zweiten Mal als Stipendiat des Club Alpbach Südtirol Alto Adige (CASA) am Europäischen Forum Alpbach teilnehmen. In diesem Tagebucheintrag möchte ich gerne über zwei Events berichten, die ich im Rahmen der Finanzmarktgespräche besucht habe.
Alpbach ist bekannt. Nicht nur für die großartige Atmosphäre inmitten der Nordtiroler Bergwelt, sondern auch für die hochkarätigen ExpertInnen, die es unter anderen Umständen sicherlich nicht ins Alpbachtal verschlagen würde. Was macht aber das Forum Alpbach so besonders? Einerseits, dass sich die ExpertInnen mit den StipendiatInnen zu „Kamingesprächen“ in lockerer Atmosphäre treffen und andererseits, dass sie sich Zeit nehmen, sich mit den TeilnehmerInnen des Forums auszutauschen. In den letzten beiden Tagen in Alpbach organisierte ich gemeinsam mit einem anderen Stipendiaten zwei solcher Kamingespräche. Zum einen mit Herrn Prof. Gabriel Felbermayr und zum anderen mit Frau Prof. Lucrezia Reichlin.
Hr. Felbermayr, derzeitiger Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, beantwortete ausführlich Fragen rund um die Globalisierung und stellte uns zudem sein präferiertes Modell eines CO2 Grenzsteuerausgleichs als Lösungsansatz für eine funktionierende Besteuerung von CO2 vor. Das Konzept des Grenzsteuerausgleichs war mir bereits bekannt, jedoch konnte mir bisher niemand genau erklären, wie dieses in der Praxis funktionieren könnte. Dank Prof. Felbermayrs ausführlichen Erläuterungen, konnten meine Bedenken größtenteils ausgeräumt werden. Der Grenzsteuerausgleich kann als ein rationales vertretbares Modell angesehen werden, welches sicherlich weiter erforscht werden sollte. Vor allem im Bezug auf die oftmals sehr emotional geführte Diskussion um den Klimaschutz und die Besteuerung von CO2 sind neue Ideen ein gesuchtes Mittel. Leider ist das Klima dadurch noch nicht gerettet – nun liegt es an der Politik, dieses Modell auch anzudenken. Herr Felbermayr hat sich im Anschluss an das Kamingespräch noch viel Zeit genommen, um uns weitere Fragen zu beantworten und mit uns an unseren eigenen Konzepten und Ideen zu arbeiten. Diese unglaublich spannenden und lehrreichen Stunden machen für mich den Geist von Alpbach aus. Am darauffolgenden Tag durfte ich ein Kamingespräch mit Frau Lucrezia Reichlin, der ehemaligen Leiterin der Forschungsabteilung der EZB und derzeitigen Professorin an der London Business School, co-moderieren. In diesem Kamingespräch haben wir vor allem über das Erbe der Eurozone und dessen Auswirkungen auf Italien geredet. Frau Reichlin ist langjährige und führende Expertin im Bereich der Europolitik der EZB. Sie konnte komplexe Zusammenhänge einfach erklären, nahm sich dabei kein Blatt vor den Mund und hat zudem an der derzeitigen Situation nichts beschönigt. Solch ehrlichen, kritischen und direkten Antworten hätte ich außerhalb unserer kleinen „Alpbachrunde“ von einer ehemaligen Leiterin der EZB-Forschungsabteilung wohl niemals erhalten.
Obwohl ich mich in meinem Tagebucheintrag vor allem auf die Finanzmarktgespräche konzentriert habe, war das gesamte Forum Alpbach für mich ein voller Erfolg. Neben den ausgesprochen guten Seminaren und Panels durfte ich in der ein oder anderen langen Nacht im „Jakober“, dem Treffpunkt der jungen Leute in Alpbach, alte Freundschaften pflegen und viele neue europäische und internationale Freundschaften schließen.
von Thomas Pichler