Alpbach, 28.08. – 29.08.: Die Baukulturgespräche stehen am Programm!


Mit interessanten, vielversprechenden, bedeutenden Gästen, einem Publikum mit zahlreichen Entscheidungsträgern, Bauträgern, Architekten, interessierten Stipendiaten und mit einem sehr zeitgemäßen Thema, wurde das Schaffen „lebenswerter und gerechter Städte“ genauer unter die Lupe genommen.

Die Einführung in die Thematik behandelte das Wachstum der Städte und die unzureichenden Maßnahmen der öffentlichen Hand um das „Dach über dem Kopf“ zu garantieren. Dabei wurden Städte untereinander verglichen, sowie deren Zuwanderung und sozioökonomische Situation analysiert. Während den darauffolgenden, teilweise äußerst interessanten Vorträgen, stellte man sich des Öfteren die Frage: Liegt die Beeinflussung der gerechten Stadt eigentlich noch in öffentlicher Hand, oder ist man bereits eine Marionette von Spekulation und unangenehmen Gentrifizierungsprozessen geworden? …und was bedeutet eigentlich leistbares Wohnen in einem europäischen/urbanen Kontext?

Es folgten Inputs, die sich akademisch (Prof. Blagojevic aus Belgrad), unter der Zuhilfenahme von Bürgerbeteiligungsverfahren (IBA Hamburg) sowie informeller Architektur (vorgetragen vom UTT – Daniel Schwartz über die Torre David in Caracas) mit der Thematik auseinandersetzten. Somit konnten sich die anwesenden Besucher ein Bild der Problematik, aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet, machen. Während der darauffolgenden Diskussionsrunden ergab sich jedoch ein kollektiver Wunsch: es muss sich in der Konzeption von Stadtentwicklung und in der Verteilung von leistbarem Wohnraum konkret etwas ändern. Mögliche Herangehensweisen wurden von Prof. Dietmar Eberle (ETH Zürich) und Carlo Ratti (MIT – senseable city LAB) aufgezeigt, die jeweils für eine Reinterpretation und Weiterentwicklung von bestehenden Wohnsystemen und Stadtentwicklung plädierten. Ergänzt wurden die Gespräche von Stadtdenkerin Prof. Sassen sowie Mobilitätsspezialist Prof. Schreckenberg, die sich jeweils für eine Änderung und Optimierung des Status quo aussprachen.

Ausgerüstet mit diesen Haltungen zu urbaner Entwicklung und Wohnraumkonzeption ging es für die schon leicht ermüdeten Teilnehmer in die Endrunde der sogenannten „interactive session“. Dabei wurden von Stipendiaten und Experten Kleingruppen zu 5 bis 7 Personen gebildet, die mögliche Lösungswege für Entscheidungsträger diskutierten, diese zu Papier brachten und an Tafeln hefteten. Die anregenden Diskussionen in den Runden führten zu interessanten Positionen und vielversprechenden radikalen Ansätzen. In der anschließenden Podiumsdiskussion zu den Haltungen und Eingebungen wurden möglichst zielgerichtet Antworten als Abschluss der Baukulturgespräche gesucht. Jedem Teilnehmer war klar, dass so utopische Ziele während einer solch kurzfristigen Auseinandersetzung nicht erreicht werden können. Jedoch konnten Punkte und Leitgedanken angeführt werden, die mit Sicherheit in zukünftigen Entscheidungsprozessen eingebunden werden müssen. Hierbei wurde vor allem Bürgerbeteiligung angesprochen, die in ihrer bisherigen Form unzureichend gegeben ist. Die politische, wirtschaftliche Haltung wurde als Stadtentwicklungsbremse gesehen und sollte möglichst mit „bottom-up“ Initiativen beeinflusst werden. Schließlich sollte die Gestaltung der Wohnsituation in der Hand des Nutzers liegen, wobei eine gewisse Verantwortung Grundvoraussetzung in einem solchen Prozess ist.

Fazit: Ein partizipativer Prozess, der geregelt abläuft und vom Nutzer ausgeht! Eine Beeinflussbarkeit von urbaner Entwicklung, bevor bereits konkrete Ideen von Investoren und Politik suggeriert und umgesetzt werden… Wunsch oder angehende Realität?…“Schauma mal“.

von David Calas